Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur in Japan オーストリア現代文学ゼミナール
Natsuno Tokunaga Wassermassen, die dem Tod zuströmen – Über den Roman „Die Zumutung”

In Sabine Grubers Roman „Die Zumutung“ fürchtet die Hauptfigur Marianne den Tod, weil sie an einer Niereninsuffizienz leidet. Eines Tages lernt sie auf einer Party Beppe kennen, der sich später in sie verliebt. In diesem Roman spielt das Motiv „Wasser“ eine große Rolle. Das Wasser verfolgt Marianne ununterbrochen, wie der Tod. Sie möchte immer Mineralwasser trinken, weil sie ständig Durst hat. Die Städte, in denen sie wohnt oder die sie besucht, liegen allesamt an einem Fluss oder in der Nähe eines Flusses. Seit langer Zeit verbindet man mit Wasser den Tod. So führt z.B. nicht nur in der griechischen, sondern auch in der japanischen Mythologie ein Flussübergang ins Reich der Schatten. Aber Marianne versucht das Fließen der in den Tod führenden Wassermassen zu verlangsamen. Sie erzählt dem Tod eine Geschichte, um ihn aufzuhalten. „Man muß den Tod in ein Gespräch verwickeln, ihn ablenken. Er arbeitet weniger schnell, wenn man mit ihm spricht.“ („Die Zumutung“, dtv-Ausgabe, S.7)
Die Erzählung des Lebens ist ein Zurückspulen der Zeit, die nomalerweise nur eine Flussrichtung kennt. Außerdem sieht Marianne viele Bilder, z. B. „Ikarus im Wasser“ („Die Zumutung“, S. 136). Sie lässt sich auch photographieren, denn Bilder und Photos bedeuten Auflehnung gegen den Ablauf der Zeit. Am Ende bewältigt sie ihre Krankheit durch eine Operation und sie „befreit sich vom Wasser“.

Programm
Nozawa Onsen
Freitag, 14. November 2014
18:00Abendessen
19:30Gläserne Klarheit, poetische Verdichtung: Einführung ins Werk von Sabine Gruber Walter Vogl
20:15Erste Lesung Sabine Gruber
Samstag, 15. November 2014
09:30Südtirol-Bilder in der Literatur aus Südtirol – ein Vergleich von Joseph Zoderer und Sabine Gruber Atsushi Imai
10:00Überall fremd – Sabine Grubers Roman „Aushäusige“ Leo Schlöndorff
10:30Zweite Lesung Sabine Gruber
11:00Wassermassen, die dem Tod zuströmen – Über den Roman „Die Zumutung” Natsuno Tokunaga
11:30„Die Sprache schneit, unablässig schweigt sie Neues hervor, wirbelt an den Rändern" – Über die Lyrik Sabine Grubers Kyoko Tokunaga
12:15Mittagessen
15:00Den Toten das Leben zurückgeben – Letzte Dinge in Sabine Grubers Roman „Über Nacht” Shihoko Ora
15:30Organtransplantation, Hirntod und Anthropotechnik – Anmerkungen zur Debattte in Japan Wolfgang Herbert
16:30Werkstattgespräch Sabine Gruber, Masahiko Tsuchiya, Shinichi Suzuki
17:30Dritte Lesung Sabine Gruber
18:30Abendessen
19:30Präsentation von „111 Orte in Südtirol, die man gesehen haben muss” Sabine Gruber
21:00Hörspielabend: “Bis dass ein Tod” - ein Hörspiel von Sabine Gruber (mit Einleitung)
Sonntag, 16. November 2014
09:30„Stillbach” oder die Orientierung im Verschwinden Sugi Shindo
10:00Poetische Verarbeitung der Südtiroler Diskrepanz zwischen Sehnsucht und unsteter Zugehörigkeit - Sabine Grubers Roman „Stillbach oder Die Sehnsucht” Masanori Manabe
11:00Erinnerung in Sabine Grubers „Stillbach oder Die Sehnsucht” Erich Meuthen
11:00Podiumsdiskussion Sabine Gruber
11:30Vierte Lesing
12:00Schlussworte