In meinem Referat will ich das bisherige Schaffen Sabine Grubers kurz darstellen und ihr Werk einzuordnen versuchen. Ich werde mich dabei vor allem auf ihre vier Romane konzentrieren, also auf das auch von ihr bevorzugte Genre. Sabine Grubers Texte sind in vielerlei Hinsicht stark von denen Ingeborg Bachmanns beeinflusst. Die Protagonistinnen dieser Bücher kommen durchwegs aus Südtirol und leben entweder in Wien, Rom oder Venedig – und oft, als Heimatlose und solche, die sich auch von ihrem Elternhaus losgesagt haben, zwischen allen Orten. Italien nimmt jedoch eine von Roman zu Roman stärker ausgeprägte Stellung ein. Sabine Gruber schreibt zwar auf Deutsch, macht aber gleichzeitig mit ihrem Italienerin-Sein Ernst. Ihre Literatur ist ebenso deutschsprachig wie italienisch – und das ist kein Widerspruch.
Die Autorin erzählt gerne zweistimmig, arbeitet gekonnt mit einem breit gefächerten Formeninventar und praktiziert atemberaubende Perspektivwechsel. Sie geht dem Leben ihrer Protagonistinnen unerbittlich auf den Grund, und dort begegnen sich Eros und Tod, deren Verschlingungen unter dem erzählerischen Mikroskop seziert werden. Die Autorin dieser einem hohen Anspruch von Wahrhaftigkeit verpflichteten Geschichten kennt keine Kompromisse, steht politisch auf der richtigen Seite, kann aber auch über sich selbst lachen. In geglückten Passagen kann diese Prosa weit über den Anlass hinauswachsen. Doch was immer sich auch an „Transzendenz” in Sabine Grubers Büchern findet, es ist gebaut auf erzählerischem Fels, enthält einen ganz konkreten Kern.