Literarisches slow food, das sich dennoch auf der Höhe der Medientechnik befindet ... Bei Einzinger ahnt man, daß die medialen Netzwerke die Struktur unseres Wissens und unserer Lust (am Text, an der Musik, an der Welt) womöglich weniger vorprägen als vielmehr ab- und ausbilden. „So viel Leben, so viel Ineinandergreifendes auf engstem Raum!“
Moritz Bassler in: Frankfurter Allgemeine Zeitung
Erwin Einzinger wurde 1953 in der oberösterreichischen Provinz geboren und lebt auch heute dort. Seine Gedichte und Prosastücke, die er mitunter zu größeren Formen zusammenfaßt, sind Bestandsaufnahmen, Sammelsurien von Dingen und Szenen, Schnappschüssen und Porträts, aber auch von Wörtern und Wendungen, die der Autor als ausdauernd begeisterter Sammler im Alltag findet. Einzinger knüpft an die Wirklichkeit an und spinnt sie weiter, wie er sprachliche Ready-Mades aufnimmt und auffrisiert im Rahmen einer Poetik, deren eigenwillige Identität er im Lauf von mehr als drei Jahrzehnten herausgebildet hat. Einzinger ist ein sehr österreichischer, ja: provinzieller Dichter, dessen Texte sich immer wieder auf andere Welten öffnen, auf andere Provinzen, Sprachen, Autoren. Neben seiner eigenen Produktion zeichnet Einzinger für Übersetzungen vor allem aus dem Amerikanischen verantwortlich (Robert Creeley, John Ashbery, William Carpenter). Wenn es in seinem Sammeln & Schaffen ein Ordnungsprinzip gibt, dann das der Transversalität, der schrägen Verbindungen. Als er 1977 seinen ersten Gedichtband Lammzungen in Cellophan verpackt veröffentlichte, war Rolf Dieter Brinkmann noch nicht lange tot und Jürgen Becker ein viel gelesener Dichter. Seitdem hat Einzinger das Sensorium poetischer Sachlichkeit im Popzeitalter konsequent verfeinert, um sein eigenwilliges Museum aufzubauen und mit zahllosen Miniaturen zu bestücken, die dem Betrachter oft ein Lächeln, zuweilen auch Gelächter entlocken: Lächeln des Wiedererkennens, Lachen des Befremdens. Die Komik steckt überall, auch dort, wo wir sie nicht vermuten, zuletzt – in uns selbst. Was dann fallweise Anlaß zu Melancholie oder Zuversicht gibt.
Hier drei (ein wenig an Haiku erinnernde) Miniaturen aus dem langen Gedicht Zur Stunde, da die Arbeiterinnen aus der Keksfabrik auf ihre Mofas steigen:
Auszeichnungen
- Rauriser Literaturpreis
- manuskripte-Preis
- H.C. Artmann-Preis
Werke (Auswahl)
- Lammzungen in Cellophan verpackt (Gedichte, 1977)
- Das Erschrecken über die Stille, in der die Wirklichkeit weitermachte (Prosa, 1983)
- Kopfschmuck für Mansfield (Roman, 1985)
- Tiere, Wolken, Rache (Gedichte, 1986)
- Kleiner Wink in die Richtung, in die jetzt auch das Messer zeigt (Gedichte, 1994)
- Das wilde Brot (Roman, 1995)
- Aus der Geschichte der Unterhaltungsmusik (Roman, 2005)
- Hunde am Fenster (Gedichte, 2008)
- Die virtuelle Forelle (Gedichte, 2011)
Freitag, 18. November 2011 | |
18:00 | Abendessen |
20:00 | EinführungsvortragSebastian Fasthuber |
21:00 | Erste LesungErwin Einzinger |
Samstag, 19. November 2011 | |
09:30 | Die Weltsicht der Hunde am FensterMotoko Yajin |
11:00 | Zweite Lesung: GedichteErwin Einzinger |
11:30 | Skurrilität in Einzingers Das wilde BrotRyo Yamao |
12:15 | Mittagessen |
15:00 | Fragestunde. Erwin Einzinger gibt Auskunft über sich und sein WerkErwin Einzinger |
18:00 | Abendessen |
20:00 | Über Aus der Geschichte der UnterhaltungsmusikWalter Vogl |
21:00 | Der Autor als Disc-Jockey. Erwin Einzinger spielt und kommentiert Unterhaltungsmusik |
Sonntag, 20. November 2011 | |
09:30 | Komische Aspekte in Einzingers neuem Gedichtband Die virtuelle ForellTheresa Specht |
10:30 | Von Dschalalabad nach Bad Schallerbach - Vorstellung und DiskussionErwin Einzinger |
11:30 | SchlusslesungErwin Einzinger |
12:15 | Seminarende |