Ausgehend vom Sehnsuchtsbegriff soll Sabine Grubers letzter Roman im Lichte romantischer Literatur betrachtet werden. Dort ist die Problematik der literarischen Identitätskonstitution Gegenstand einer breiten, sich in der Etablierung eines ironischen Kunstkonzepts zuspitzenden Debatte, in deren Horizont sich das ‚Ich‘ (personale Identität) letztlich nicht als reale Gegebenheit, sondern utopischer Entwurf erweist. Natürlich erweitert sich bei Gruber der für das Verständnis von Selbstbewusstsein zentrale Erinnerungsbegriff um die im Deutschen nach dem letzten Krieg besonders ausgeprägte Bedeutungskomponente der Vergangenheitsbewältigung, die zu leisten sie für ihren Roman in Anspruch nimmt und auf deren mögliches Fehlen im italienischen Sprachraum sie hinweist. Umso interessanter erscheint die Frage, wie sie die für die Romantiker unverzichtbare Rolle der (die Grenze zwischen Fiktion und Wirklichkeit aufhebenden) poetischen Einbildungskraft im Prozess der Ich-Konstitution unter diesem modernen Aspekt bestimmt.