In Japan wurde erst 1997 ein Gesetz zur Regelung von Transplantationen nach dem Kriterium „Hirntod“ verabschiedet. Vorausgegangen war eine fast dreißig Jahre lang währende heftige mediale und öffentliche Diskussion zum Thema „Hirntod“. In den USA und Europa wurde diese „neue“ Definition des Todes fast sang- und klaglos akzeptiert. In Japan hingegen gab es heftigen Widerstand dagegen. Der Referent möchte die Argumente, die in diesem Diskurs Pro und Kontra ins Treffen geführt wurden, noch einmal aufrollen und an entsprechenden Stellen im Roman „Über Nacht“ abspiegeln. Dabei sollen ohne unnötige Exotisierung kurz die kulturellen, sozialen, geistesgeschichtlichen und religiösen Faktoren beleuchtet werden, welche das Unbehagen bezüglich der Anerkennung des Hirntodes in Japan ausgelöst haben. Nur angedeutet werden kann, dass dieser Diskurs in einem größeren Kontext („Anthropotechniken“) ablief, der letztlich Fragen zu lebensverlängernden Maßnahmen bei Patienten im Terminalstadium, zur Legitimität von Euthanasie bis hin zur Gentechnik umfasst.