Die Fremdheit in ihren vielfältigen Facetten spielt im Werk von Thomas Stangl eine entscheidende Rolle. Dieser Vortrag beschäftigt sich mit jener Fremdheit im Kontext des (Post)kolonialismus, die besonders in seinen Romanen „Der einzige Ort“ (2004) sowie „Fremde Verwandtschaften“ (2018) thematisiert wird. Ersterer erzählt von den Reisen des Briten Alexander Gordon Laing und des Franzosen René-Auguste Caillié zur „Entdeckung“ des sagenhaften Timbuktu1826/28 und greift die historischen Kolonialisierungsvorgänge aus der Perspektive der heutigen Globalisierung auf, wobei das Aufeinanderprallen der verschiedenen Blicke (dargestellt durch mehrere Erzählstränge) auf die Fremde besonders spannend ist. Letzterer beschreibt die Reise eines Architekten ins heutige Afrika und thematisiert die hier empfundene Fremdheit und ihre (post)kolonialistische Dimension anhand der Erlebnisse des Protagonisten und der diskutierten Architekturkonzepte. Beide Werke zeigen auf bemerkenswerte Weise die Reflexionen des Autors zur Fremdheit im (post)kolonialistischen Diskurs und sollen hier eingehend untersucht werden.