Ambras, eine der Hauptfiguren von Ransmayrs drittem Roman „Morbus Kitahara”, ist ein ehemaliger Lagerhäftling, der auf gleiche Weise gefoltert worden sein muss wie Jean Améry in Breendonk. Als Zeuge ermöglicht Améry dem nachgeborenen Schriftsteller, einem Vertreter der so genannten „zweiten Generation“, über das KZ und das Schicksal des Gefolterten zu schreiben. In meinem Referat geht es um die Frage, wie Ransmayr Jean Amérys autobiographische Berichte bearbeitet. Authentische Zeugenaussagen werden, so lautet verkürzt meine These, allegorisiert: Der Verlust der Unmittelbarkeit und Einmaligkeit durch das Zitieren wird kompensiert durch den Gewinn der Faszination der allegorischen Vieldeutigkeit und Allgemeinheit.
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