Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur in Japan オーストリア現代文学ゼミナール
Wakiko Kobayashi Sprich, damit ich existiere: Eine Identitätssuche körperloser Stimmen

Im Hörspiel Erich, der Erich von Lydia Mischkulnig geht es um siamesische Zwillinge. Sie heißen Erich – denn er ist ich, zusammen also Er-ich. Aus ihrem Gespräch lässt sich die Identitätssuche der beiden als ein Thema des Hörspiels umreißen. Bei diesen Zwillingen muss einer weggeschnitten werden. Der Sauerstoff eines Blutkreislaufes reicht nicht aus, um beide Gehirne zu versorgen. Wer soll abgetrennt werden? Bleibt Erich denn Erich ohne den Anderen?

Identitäten bei Geschwistern sowie Leben und Tod stellen eine Problematik dar, die Mischkulnig immer wieder aufgreift. In diesem Hörspiel wird sie in der Gegenüberstellung von Stimme (Geist) und Körper (Materie) ausgetragen. Die Zwillinge versuchen als körperlose Stimmen, ihre eigenen Identitäten zu erringen; doch schließlich schlägt eine Münze gnadenlos auf dem Boden auf, die zwar kein Urteil darüber abgibt, welcher Teil abzutrennen ist, doch entscheidet, dass Erich geschnitten wird. Die Frage nach der Identität – Ist er ich? – und nach dem Leben und dem Tod hebt sich somit auf, indem Er-ich stirbt, um vielleicht als ein völlig Anderer zu (über)leben.

Programm
Nozawa Onsen
Freitag, 12. November 2010
18:00Abendessen
20:00Kadaver, Kapriolen, Kippfiguren: Einführungsvortrag Walter Vogl
21:00Erste Lesung Lydia Mischkulnig
Samstag, 13. November 2010
09:30Schönes Kinderland? – Zum Begriff Heimat in Begegnung im Gebiet Kyoko Tokunaga
10:30Identitätssuche im Roman Umarmung Masahiko Tsuchiya
11:30Zweite Lesung Lydia Mischkulnig
12:15Mittagsessen
15:00Bildliche Rede in Macht euch keine Sorgen und Schwestern der Angst Erich Meuthen
16:00Dritte Lesung und Werkstattgespräch Lydia Mischkulnig
18:00Abendessen
20:00Sprich, damit ich existiere: Eine Identitätssuche körperloser Stimmen Wakiko Kobayashi
Sonntag, 14. November 2010
09:30Zur Ich-Problematik in Mischkulnigs Roman Schwestern der Angst Yuko Tokita
10:30Entwurf und Verwerfung. Ekliges bei Mischkulnig Leopold Federmair
11:30Vierte Lesung Lydia Mischkulnig
12:00Schlussworte, Ende des Seminars