In der österreichischen Gegenwartsliteratur findet man auffallend häufig Darstellungen von Abstoßendem, Verwesendem, Gestorbenem, und dies häufig in Verbindung mit formbewußten Werkentwürfen. Zu nennen sind Namen wie Elfriede Jelinek, Josef Winkler, Werner Kofler… Einige Werke Lydia Mischkulnigs sind in diesem Kontext zu sehen. Die Frage, welche Gründe für dieses österreichische (?) Phänomen dingfest gemacht werden können, kann in meinem Vortrag nur gestreift werden. Julia Kristeva hat versucht, das Interesse am „Abjekten“ in der modernen Literatur psychoanalytisch und anthropologisch zu erklären. Für die einschlägigen Werke Mischkulnigs scheint dieser Ansatz fruchtbar zu sein. Zu fragen ist, welche Haltungen Mischkulnigs Erzähler und letztlich die Autorin selbst zum Phänomen des Ekels einnehmen und welche Sprachgebräuche daraus resultieren. In ihrem Romanerstling Halbes Leben fällt das Wort „Ekellosigkeit“. Ein Seitenblick auf Gottfried Benns Morgue-Gedichte kann vielleicht helfen, eine Dynamik zwischen dem kalten, sezierenden Blick und kathartischer, also reinigender Absicht aufzuspüren.
Nozawa Onsen | |
Freitag, 12. November 2010 | |
18:00 | Abendessen |
20:00 | Kadaver, Kapriolen, Kippfiguren: Einführungsvortrag Walter Vogl |
21:00 | Erste Lesung Lydia Mischkulnig |
Samstag, 13. November 2010 | |
09:30 | Schönes Kinderland? – Zum Begriff Heimat in Begegnung im Gebiet Kyoko Tokunaga |
10:30 | Identitätssuche im Roman Umarmung Masahiko Tsuchiya |
11:30 | Zweite Lesung Lydia Mischkulnig |
12:15 | Mittagsessen |
15:00 | Bildliche Rede in Macht euch keine Sorgen und Schwestern der Angst Erich Meuthen |
16:00 | Dritte Lesung und Werkstattgespräch Lydia Mischkulnig |
18:00 | Abendessen |
20:00 | Sprich, damit ich existiere: Eine Identitätssuche körperloser Stimmen Wakiko Kobayashi |
Sonntag, 14. November 2010 | |
09:30 | Zur Ich-Problematik in Mischkulnigs Roman Schwestern der Angst Yuko Tokita |
10:30 | Entwurf und Verwerfung. Ekliges bei Mischkulnig Leopold Federmair |
11:30 | Vierte Lesung Lydia Mischkulnig |
12:00 | Schlussworte, Ende des Seminars |