Der Roman Sechzehn Wörter besteht aus sechzehn Kapiteln. Die einzelnen Kapitelüberschriften bestehen aus je einem persischen Wort. Die besondere Tiefe dieser mit fremd anmutenden Schriftzeichen geschriebenen und unübersetzt dastehenden Wörter erschließt sich erst durch die Erzählung der Erfahrungen von Mona, der Protagonistin, die zwischen der iranischen und der deutschen Kultur aufwächst. Die Geschichten, die diese Wörter miteinander verbinden, sind von kulturellen Konflikten und emotionaler Intensität geprägt. Durch ihre episodische Verknüpfung entsteht ein Bedeutungsnetzwerk, in dem jedes Wort durch seine Beziehungen zu den anderen an Gewicht gewinnt.
Zentrale Themen des Romans sind Wandel, Verlust und Wiedergeburt. Besonders prägend sind Monas Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater. Als Maoist war er ein leidenschaftlicher Leser von Konfuzius, und auch Mona beginnt, dessen Spruchsammlungen zu studieren. Dieses östliche Konzept bleibt für Mona bedeutsam: Während die westliche Ethik auf Rationalität, Unabhängigkeit und Individualität beruht und die persische Ethik durch konsequente Ergebenheit gegenüber Gemeinschaft und Gott gekennzeichnet ist, gründet die östliche Ethik auf flexiblen Beziehungen, die Wandel und Ambiguität des Menschlichen zulassen. Indem Mona diese Ethik der Zwischenmenschlichkeit aufnimmt — die sich sowohl von iranischen als auch von deutschen Wertesystemen unterscheidet —, lernt sie, Veränderungen und Verluste in ihrer Familie und ihrem Umfeld zu akzeptieren. So erfährt sie eine persönliche Wiedergeburt: Sie ist nicht länger eine Heimatlose ohne kulturelle Verankerung, sondern erfährt eine Wiedergeburt als Kosmopolitin.