Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur in Japan オーストリア現代文学ゼミナール
Masahiko Tsuchiya „Transnationale Literatur“ im deutschsprachigen Raum und Nava Ebrahimi

„Transnationale“ Schriftsteller:innen sind Autor:innen, die aus Gründen wie Migration, Exil, Vertreibung oder freiem Entschluss ihre Heimat oder Muttersprache verlassen und in einer neuen Sprache oder Kultur schreiben. Sie leben an den Schnittstellen mehrerer Kulturen, oft geprägt von Identitätsverlust, Entfremdung oder der Suche nach Selbsttransformation. Ihre Werke reflektieren häufig eine Dissonanz gegenüber nationaler Literatur und Nationalismus, ohne zwangsläufig eine multikulturelle Utopie anzustreben. Stattdessen beschreiben sie oft eine Reise voller Trauer, Desintegration und der Suche nach neuer Identität, die mitunter in Frustration mündet. Doch genau in diesem Spannungsfeld entsteht eine flexible „Weltliteratur“, die nationale Grenzen überschreitet und Brücken zwischen Kulturen schlägt.

Bei Nava Ebrahimi zeigt sich transnationale Literatur in ihrer Auseinandersetzung mit kultureller Identität, Migration und sozialen Themen. Ihre Werke nutzen die Einbildungskraft, um neue Narrative zu schaffen, die Empathie und Verbundenheit fördern. Ebrahimi sieht Literatur als Mittel, um in einer zerrissenen Gesellschaft Verständnis zu schaffen, und betont ihre Kraft, selbst unter schwierigen Umständen Hoffnung und Zukunftsperspektiven zu eröffnen.

Daraus ergeben sich folgende Diskussionsthemen:

Kulturelle Identität: Wie spiegelt Ebrahimi die Erfahrungen von Migration und Identitätssuche wider?

Empathie und Verbundenheit: Welche Rolle spielt Literatur als Brücke in einer gespaltenen Gesellschaft?

Hoffnung und Zukunft: Kann Literatur neue Narrative schaffen, die über nationale und kulturelle Grenzen hinausgehen?

Programm
Sophia-Universität, Tokyo (Yotsuya-Campus, Bibliotheksgebäude, Raum L-821) 
Samstag, 08. November 2025
10:00Begrüßung
10:15Die Literatur von Nava Ebrahimi – ein Überblick Walter Vogl
11:00Lesung aus der Erzählung Der Cousin Nava Ebrahimi
11:15„Transnationale Literatur“ im deutschsprachigen Raum und Nava Ebrahimi Masahiko Tsuchiya
12:00Mittagspause
13:30Lesung 1 aus Sechzehn Wörter Nava Ebrahimi
13:45Sechzehn Wörter als Schlüssel zu einer verborgenen Welt – Die poetisch-politische Tragweite des Romans Sechzehn Wörter Shihoko Ora
14:30Lesung 2 aus Sechzehn Wörter Nava Ebrahimi
14:45Im Anfang war und bleibt das Wort – Bemerkungen des japanischen Übersetzers von Sechzehn Wörter Shinichi Sakayori
15:30Pause
15:45„Bisschen sehr dramatisch“: Eine Haltung gegen den Neo-Orientalismus? – Bemerkungen zur Literatur Nava Ebrahimis Kyoko Tokunaga
16:30Lesung aus Das Paradies meines Nachbarn Nava Ebrahimi
16:45Gespräch mit Nava Ebrahimi, im Anschluss Q&A-Session Cezar Constantinescu, Walter Vogl, Nava Ebrahimi
Sonntag, 09. November 2025
10:00Begrüßung
10:05Wandel, Verlust und Wiedergeburt – Zwischenmenschlichkeit als interkulturelle Ethik in Sechzehn Wörter Minami Miyashita
10:50Wer ich geworden wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäre Nava Ebrahimi
11:05Pause
11:15Kommentar zu Hintergrund und Funktionen des Motivs „kindlicher Pietät“ in Nava Ebrahimis Roman Sechzehn Wörter Masanori Manabe
12:00Lesung 1 aus dem neuen Roman Und Federn überall Nava Ebrahimi
12:15Transkulturelle Welt im Kleinen – Personenporträts in Nava Ebrahimis Roman Und Federn überall Christian Zemsauer
13:00Lesung 2 aus Und Federn überall Nava Ebrahimi
13:15Ende des Seminars