Nava Ebrahimis Debütroman „Sechzehn Wörter“ (2017), geschrieben von der im Iran geborenen deutschsprachigen Autorin, ist ein literarisches Meisterwerk, das nahezu makellos wirkt. Die Autorin verarbeitet darin ihre Erfahrungen als Migrantin zweiter Generation auf eine Weise, die ihr Leben „restlos“ in eine fiktive Form gießt.
Die TAZ bezeichnete den Roman als „(g)randios“, während Jens Tönnesmann in der ZEIT schrieb: „Eine Familiengeschichte, die sich wie ein Puzzle zusammensetzt und am Ende ganz anders aussieht, als die Teile es vermuten lassen.“ Für Ebrahimi markierte der Roman einen Wendepunkt: Er befreite sie von der Last ihrer Vergangenheit und eröffnete ihr ein neues Leben als Schriftstellerin. Das abschließende Kapitel „Azadi“ (Freiheit) deutet darauf hin, was in diesem Vortrag ausführlich erläutert wird.
Die sechzehn Wörter, die als Kapitelüberschriften fungieren, leiten die Hauptfigur Mona (arabisch: Hoffnung) „wie Schlüssel zu verborgenen Türen“ (Brigitte Woman) in eine vergessene Welt – die Vergangenheit ihres Geburtsortes. Sie fügen sich, wie von der Autorin konzipiert, lückenlos zu einem Puzzle zusammen. Ebrahimi, so ein Alumni-Interview im Kölner Universitätsmagazin, wollte schon immer Schriftstellerin werden, wählte jedoch aufgrund migrationsbedingter finanzieller Schwierigkeiten ihrer Familie zunächst den Beruf der Journalistin. Diese Entscheidung war für die politisch engagierte Autorin (vgl. Interview) pragmatisch, da sie ihr ein Einkommen und die Möglichkeit zur Meinungsäußerung bot.
Dieser Vortrag untersucht, mit welchen literarischen und sprachlichen Mitteln sowie Strukturen Ebrahimi ihr fiktives Werk gestaltet und in welcher Form ihre politische Botschaft darin erkennbar wird.