Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur in Japan オーストリア現代文学ゼミナール
Shihoko Ora Sechzehn Wörter als Schlüssel zu einer verborgenen Welt – Die poetisch-politische Tragweite des Romans Sechzehn Wörter

Nava Ebrahimis Debütroman „Sechzehn Wörter“ (2017), geschrieben von der im Iran geborenen deutschsprachigen Autorin, ist ein literarisches Meisterwerk, das nahezu makellos wirkt. Die Autorin verarbeitet darin ihre Erfahrungen als Migrantin zweiter Generation auf eine Weise, die ihr Leben „restlos“ in eine fiktive Form gießt.
Die TAZ bezeichnete den Roman als „(g)randios“, während Jens Tönnesmann in der ZEIT schrieb: „Eine Familiengeschichte, die sich wie ein Puzzle zusammensetzt und am Ende ganz anders aussieht, als die Teile es vermuten lassen.“ Für Ebrahimi markierte der Roman einen Wendepunkt: Er befreite sie von der Last ihrer Vergangenheit und eröffnete ihr ein neues Leben als Schriftstellerin. Das abschließende Kapitel „Azadi“ (Freiheit) deutet darauf hin, was in diesem Vortrag ausführlich erläutert wird.
Die sechzehn Wörter, die als Kapitelüberschriften fungieren, leiten die Hauptfigur Mona (arabisch: Hoffnung) „wie Schlüssel zu verborgenen Türen“ (Brigitte Woman) in eine vergessene Welt – die Vergangenheit ihres Geburtsortes. Sie fügen sich, wie von der Autorin konzipiert, lückenlos zu einem Puzzle zusammen. Ebrahimi, so ein Alumni-Interview im Kölner Universitätsmagazin, wollte schon immer Schriftstellerin werden, wählte jedoch aufgrund migrationsbedingter finanzieller Schwierigkeiten ihrer Familie zunächst den Beruf der Journalistin. Diese Entscheidung war für die politisch engagierte Autorin (vgl. Interview) pragmatisch, da sie ihr ein Einkommen und die Möglichkeit zur Meinungsäußerung bot.
Dieser Vortrag untersucht, mit welchen literarischen und sprachlichen Mitteln sowie Strukturen Ebrahimi ihr fiktives Werk gestaltet und in welcher Form ihre politische Botschaft darin erkennbar wird.

Programm
Sophia-Universität, Tokyo (Yotsuya-Campus, Bibliotheksgebäude, Raum L-821) 
Samstag, 08. November 2025
10:00Begrüßung
10:15Die Literatur von Nava Ebrahimi – ein Überblick Walter Vogl
11:00Lesung aus der Erzählung Der Cousin Nava Ebrahimi
11:15„Transnationale Literatur“ im deutschsprachigen Raum und Nava Ebrahimi Masahiko Tsuchiya
12:00Mittagspause
13:30Lesung 1 aus Sechzehn Wörter Nava Ebrahimi
13:45Sechzehn Wörter als Schlüssel zu einer verborgenen Welt – Die poetisch-politische Tragweite des Romans Sechzehn Wörter Shihoko Ora
14:30Lesung 2 aus Sechzehn Wörter Nava Ebrahimi
14:45Im Anfang war und bleibt das Wort – Bemerkungen des japanischen Übersetzers von Sechzehn Wörter Shinichi Sakayori
15:30Pause
15:45„Bisschen sehr dramatisch“: Eine Haltung gegen den Neo-Orientalismus? – Bemerkungen zur Literatur Nava Ebrahimis Kyoko Tokunaga
16:30Lesung aus Das Paradies meines Nachbarn Nava Ebrahimi
16:45Gespräch mit Nava Ebrahimi, im Anschluss Q&A-Session Cezar Constantinescu, Walter Vogl, Nava Ebrahimi
Sonntag, 09. November 2025
10:00Begrüßung
10:05Wandel, Verlust und Wiedergeburt – Zwischenmenschlichkeit als interkulturelle Ethik in Sechzehn Wörter Minami Miyashita
10:50Wer ich geworden wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäre Nava Ebrahimi
11:05Pause
11:15Kommentar zu Hintergrund und Funktionen des Motivs „kindlicher Pietät“ in Nava Ebrahimis Roman Sechzehn Wörter Masanori Manabe
12:00Lesung 1 aus dem neuen Roman Und Federn überall Nava Ebrahimi
12:15Transkulturelle Welt im Kleinen – Personenporträts in Nava Ebrahimis Roman Und Federn überall Christian Zemsauer
13:00Lesung 2 aus Und Federn überall Nava Ebrahimi
13:15Ende des Seminars