Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur in Japan オーストリア現代文学ゼミナール
Shinichi Sakayori Im Anfang war und bleibt das Wort – Bemerkungen des japanischen Übersetzers von Sechzehn Wörter

„Erst war es nur ein Wort. Das Wort, flink und wendig, überfiel mich, wie alle diese sechzehn Wörter, aus dem Hinterhalt.“ So fängt Nava Ebrahimis Roman Sechzehn Wörter an.

Die sechzehn Wörter, die als Kapitelüberschriften vorkommen, sind alle persische Wörter, wie Maman-Bozorg oder Kos. Maman-Bozorg heißt zwar auf Deutsch „Großmutter“ und Kos heißt „Fotze“, aber Maman-Bozorg bezeichnet keine Großmutter im deutschen Sinne und auch Kos hat im Iran eine ganz andere Bedeutung.

Ebrahimi macht uns die Schwierigkeit der Übersetzung klar. Kann man überhaupt zwei verschiedene Kulturen überbrücken?

Die Protagonistin schreibt etwas später im Prolog: „(…), einer Eingebung folgend, übersetzte ich ein Wort, (…). Vielleicht hatte ich Angst davor, dem übersetzten Wort, dem entblößten Wort gegenüberzustehen. Mit einem Schlag verlor es die Macht über mich. Wie in einem Märchen, durch die Übersetzung hob ich den Bann auf, der auf dem Wort lag, und befreite mich aus der Geiselhaft.“

Als ich diesen Worten begegnete, wunderte mich das sehr, und ich entschied mich dafür, diesen Roman ins Japanische zu übersetzen.

Programm
Sophia-Universität, Tokyo (Yotsuya-Campus, Bibliotheksgebäude, Raum L-821) 
Samstag, 08. November 2025
10:00Begrüßung
10:15Die Literatur von Nava Ebrahimi – ein Überblick Walter Vogl
11:00Lesung aus der Erzählung Der Cousin Nava Ebrahimi
11:15„Transnationale Literatur“ im deutschsprachigen Raum und Nava Ebrahimi Masahiko Tsuchiya
12:00Mittagspause
13:30Lesung 1 aus Sechzehn Wörter Nava Ebrahimi
13:45Sechzehn Wörter als Schlüssel zu einer verborgenen Welt – Die poetisch-politische Tragweite des Romans Sechzehn Wörter Shihoko Ora
14:30Lesung 2 aus Sechzehn Wörter Nava Ebrahimi
14:45Im Anfang war und bleibt das Wort – Bemerkungen des japanischen Übersetzers von Sechzehn Wörter Shinichi Sakayori
15:30Pause
15:45„Bisschen sehr dramatisch“: Eine Haltung gegen den Neo-Orientalismus? – Bemerkungen zur Literatur Nava Ebrahimis Kyoko Tokunaga
16:30Lesung aus Das Paradies meines Nachbarn Nava Ebrahimi
16:45Gespräch mit Nava Ebrahimi, im Anschluss Q&A-Session Cezar Constantinescu, Walter Vogl, Nava Ebrahimi
Sonntag, 09. November 2025
10:00Begrüßung
10:05Wandel, Verlust und Wiedergeburt – Zwischenmenschlichkeit als interkulturelle Ethik in Sechzehn Wörter Minami Miyashita
10:50Wer ich geworden wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäre Nava Ebrahimi
11:05Pause
11:15Kommentar zu Hintergrund und Funktionen des Motivs „kindlicher Pietät“ in Nava Ebrahimis Roman Sechzehn Wörter Masanori Manabe
12:00Lesung 1 aus dem neuen Roman Und Federn überall Nava Ebrahimi
12:15Transkulturelle Welt im Kleinen – Personenporträts in Nava Ebrahimis Roman Und Federn überall Christian Zemsauer
13:00Lesung 2 aus Und Federn überall Nava Ebrahimi
13:15Ende des Seminars