Raphaela Edelbauer hat bisher drei sehr verschiedenartige Romane veröffentlicht: Das flüssige Land (2019), DAVE (2021) und Die Inkommensurablen (2023), die auf der Ebene des Plots eines gemeinsam haben: Die Protagonistin bzw. die Protagonisten machen sich auf, ein Geheimnis zu lüften (das Rätsel einer mit dem Nachdenken über Heimat verflochtenen Familiengeschichte, das Welträtsel, das Enigma „Wirklichkeit“ sowie das nicht minder rätselhafte parapsychologische Phänomen kollektiver Träume). Dadurch wird die jeweilige Story vorangetrieben. Edelbauers Hauptfiguren sind einerseits fasziniert und andererseits abgestoßen von teils mysteriösen, teils dubiosen und teils wissenschaftlich fest untermauerten, meistens jedoch historisch realen Diskursen, die auf unsere Wahrnehmung der Welt und der Geschichte abfärben. Dabei beziehen sie sich fallweise auf nicht-lineare Zeitvorstellungen und machen auf verschiedenste Weise Erfahrungen, welche die Grenzen zwischen Realität und Fiktion überschreiten. In meinem Vortrag wird durch die Analyse des ersten Romans – Das flüssige Land – aufgezeigt, wie diese Inszenierung der Erkundungsreise der Protagonistin mit Hilfe der autofiktiven bzw. metafiktiven Erzählmethode (»Metalepse« im Sinne von Gerárd Genette) funktioniert. Auf sehr ironische Weise erschüttert die Autorin unseren Realitätssinn und vermittelt uns eine eigentümliche Erfahrung: Man wird sich bewusst, dass unser aller Leben in mehrere fremde, manipulierende Erzählungen und (historisch reale, oft erfundene, unter Umständen sogar verfälschte) Diskurse eingebettet ist. Diese erzählerische Taktik findet sich auch in einer sogenannten »Hetzrede« Raphaela Edelbauers (Zum Beispiel kein Fräuleinwunder, 2020). Sie wird parallel zum Roman gelesen und einer vergleichenden Analyse unterzogen.