32. Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur in Japan
オーストリア現代文学ゼミナール
28. Oktober 2023
Sophia Universität, Tokio
Mit Milena Michiko Flašar
Karl Lubomirski

Das 31. Seminar zur österreichischen Gegenwartsliteratur findet in diesem Jahr wieder in Präsenz eines Autors statt. Gast ist der 1939 in Tirol geborene, jedoch seit seinem 21. Lebensjahr in Italien lebende Dichter Karl Lubomirski, ein tief in der Welt des Mittelmeerraums verwurzelter Kosmopolit, ein (Un)zeitgemäßer und ein Außenseiter, dessen großes und über mehr als ein halbes Jahrhundert entstandenes Werk es erst zu entdecken gilt.

LEBEN

Dein unscharfes Ja
dein
genaues Nein.

Lubomirskis Hauptbetätigungsfeld ist die Lyrik. Seine Gedichte sind Sprache gewordene Musik, haben elektroakustische Kompositionen inspiriert. Er schreibt in offenen Formen und pflegt einen sehr geschichtsbewussten Modernismus, der im Frühwerk in die 1950er Jahre und in die Zeit vor den zwei Weltkriegen zurückreicht. Die Gedichte der letzten zwei Jahrzehnte zeichnen sich durch zunehmend härtere Brüche, teilweise extreme Verknappungen, eine bewusst eingesetzte Ästhetik der Leerstellen und wache Zeitgenossenschaft aus.

FAHNEN
gehorchen dem Wind,
nicht
dem Mast.

Wesentliche Kriterien für Lubomirski sind Übersetzbarkeit und Anschlussfähigkeit seiner (durchwegs auf Deutsch geschriebenen) Texte. Die Spiritualität seiner Gedichte speist sich sowohl aus antiken als auch aus christlichen, orientalischen und fernöstlichen Quellen. In Japan ist er kein Unbekannter und seit vielen Jahren beim Haiku-Wettwerb der Frauenuniversität Kyoto als Juror tätig.

Neben einer Vielzahl an Lyrikbänden hat er auch Erzählungen und Reiseberichte veröffentlicht sowie Essays über Kunst und Literatur und war als Übersetzer aus dem Italienischen tätig.

Das Seminar findet in diesem Jahr in verkürzter Form statt, und zwar am 16. Dezember (Freitag) von 15h bis 18h30 im Österreichischen Kulturforum Tokio (1-1-20 Moto Azabu, Minato-ku, Tokio 106-0046).

Anmeldung

Um Anmeldung wird gebeten: https://forms.gle/iQf2kp2Q5ye1Z8hy5

Werke (Auswahl)

  • Stille ist das Maß der Weite. Gedichte. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Turmbund – Gesellschaft für Literatur und Kunst, Innsbruck. Darmstadt: Bläschke [1973]
  • Untermieter des Lebens. Gedichte. Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem Turmbund – Gesellschaft für Literatur und Kunst, Innsbruck. Darmstadt: Bläschke [1976]
  • Meridiane der Hoffnung. Gedichte. Geleitwort von Gustav René Hocke. Wiesbaden: Limes 1979
  • Blick und Traum. Gedichte. Wiesbaden/München: Limes 1982
  • Licht und Asche. Gedichte. Wien: Edition Atelier 1987
  • Bagatellen. Erzählungen. Wien: Edition Atelier 1990
  • Das Ausbleiben. Gedichte. Wien: Edition Atelier 1994
  • Menschen-Opfer. Prosa. Bad Kissingen: Majo Bild- und Buchverlag 1996
  • Gegenstunde. Gedichte. Florenz: Edition Dieter Grauer/Waiblingen: Stendel 1998
  • Propyläen der Nacht. Sämtliche Gedichte 1960-2003. Mit einem Vorwort von Joseph Strelka. Augsburg: Waldemar Weber 2003
  • Bruder Orient. Sieben andere Reisen in den Nahen Osten. Reiseberichte für Anspruchsvolle. Innsbruck: Berenkamp 2004
  • Links oder Rechts. Oder Mensch. Mailänder Reflexionen. Aphorismen. Innsbruck: Berenkamp 2005
  • Gefangene des Himmels. Reiseberichte. Innsbruck: Berenkamp 2006
  • Text für die Erler Passionsspiele 2008 (Textbuch)
  • Palinuro. Gedichte. Vorwort von Joseph P. Strelka. Hall/Wien: Berenkamp [2008] (= erlesen 16)
  • Das Tor. Gedichte. Vorwort von Joseph P. Strelka. Wattens/Wien: Berenkamp 2012
  • Sieben Meere. Gedichte. Wien: Löcker 2015 (edition pen 22)
  • Unbewohnbares Rot. Gedichte. Wien: Löcker 2019 (edition pen 120)
  • Der Garten des Leonardo. Gedichte. Mit einer Nachbemerkung von Helmuth A. Niederle. Wien: Löcker 2021 (edition pen 197)
  • Lockdown – Corona Virus Aufzeichnungen Mailand Frühling 2020. Gedichte. Offsetlithografien von Wolfgang Buchte. Horn: Edition Thurnhof 2021

Preise

  • 1990: Tiroler Adler-Orden in Gold
  • 1998: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse
  • 2002: Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck
  • 2007: Premio Internationale per la Poesia „Franceso Varcasia“ di Castro Villari-Pollino
  • 2009: Verleihung des österreichischen Berufstitels Professor
  • 2022: Verleihung des Franz-Theodor-Csokor-Preises durch das österreichischen PEN-Zentrum für ein Lebenswerk

Literatur

  • Werner Kraft: Österreichische Lyriker. Von Trakl zu Lubomirski. Aufsätze zur Literatur. Eisenstadt, Wien, 1984, S. 78–86
  • Annette Steinsiek (Hg.): Karl Lubomirski – Träumer, Dichter, Realist. Eine Auswahl aus Lyrik und Prosa (mit einer Einleitung der Herausgeberin). Innsbruck, Wien, Bozen: StudienVerlag 2019
  • Herbert Zeman (Hg.): Geschichte der Literatur in Österreich. Von den Anfängen bis zur Gegenwart: Geschichte der Literatur in Österreich. Band 7: Das 20. Jahrhundert. Graz, 1999, S. 467, 727

Weblinks

Eine Fülle von Informationen findet sich auf der Homepage des Dichters.

Vorlass im Forschungsinstitut Brenner-Archiv

Literatur von und über Karl Lubomirski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Karl Lubomirski
Quelle: www.lubomirski.at
Freitag, 16. Dezember 2022
15:00Begrüßung
15:05GEDICHTE: Die Eisblumen der Erwartung - kurze Einführung in das Werk von Karl LubomirskiWalter Vogl
15:40Erste LesungKarl Lubomirski
16:00Der Garten des Leonardo als Metapher des Ortes der KunstShihoko Ora
16:30Zweite LesungKarl Lubomirski
16:40Politische Gedichte in Sieben MeereNoriaki Watanabe
17:10Dritte LesungKarl Lubomirski
17:20Wo die Quellen der Welt in uns selber entspringen - Die Reisetexte von Karl LubomirskiWalter Vogl
17:50Werkstattgespräch mit Walter Vogl undKarl Lubomirski