In Clemens J. Setz’ Erzählung „Der Schläfer erwacht“ (2011) wird das menschliche Leben auf zwei gegensätzlichen Weisen begriffen, deren Grenze durch die auf Wachheit bezogenen Wörter, wie der Titel zeigt, markiert wird. Das Leben, in dem man noch schläft, ist streng normiert und konventionalisiert, was jedoch schnell zu gewalttätigen Entladungen führen kann. In der Erzählung „Der Schläfer erwacht“ wird dieses problematische Beziehungsgeflecht von Regeln und Gewalt durch dysfunktionale Familienverhältnisse und den Konsum von Pornofilmen ausgedrückt. Außerdem verbindet sich diese reale Vorstellungswelt mit den fiktiven Welten des Internets und von Computerspielen, ein von Setz häufig verwendetes Motiv, wie auch in der Erzählung „Kleine braune Tiere“ (2011), die von dem fiktiven Spieleprogrammierer M. D. Regan handelt, der Suizid begeht. Dieses Leben als Internet und Computerspiel gerät in „Der Schläfer erwacht“ aber gerade dadurch ins Schwanken, dass die unterdrückten Charaktere aus ihrem Schlaf erwachen, und ihre sozialen Beziehungen abbrechen. Mein Vortrag erkundet das ambivalente Spannungsfeld von Literatur, Gesellschaft und neuen Medien, wie es sich in den Erzählungen von Setz darstellt.