Herbert J. Wimmers 1997 erschienenes Buch unsichtbare filme. ein relativer roman ist ein Beleg dafür, dass der Film immer noch ein attraktives Modell für literarische Abenteuer sein kann: Obgleich um das Jahr 2000 das Zeitalter der Digitalisierung und der globalen Vernetzung einsetzte, stellt der Film, ein analoges, mehr als 100 Jahre altes Medium, nach wie vor ein Faszinosum für die Literatur dar. In meinem Vortrag geht es darum, die Film-Bezüge in Wimmers Werk unsichtbare filme zu analysieren und dadurch den Film als Modell für gegenwärtiges experimentelles Literaturschaffen zu begreifen: Herausgearbeitet werden insbesondere Erzählung/Lektüre, Wiederholung bzw. Variation (Genre), Wahrnehmung/Imagination als offene, spielerische und konstruktivistische Momente im filme-Buch, die sich der deterministischen Mythologie der Kybernetik und Simulation als Modell – wie sie etwa der Film Matrix repräsentiert – widersetzen. Wimmer pflegt den „blick in den rückspiegel“, auf dem ein Film nach dem anderen abläuft, um literarische Spielräume zu gewinnen.